Mit gerade einmal 44 Jahren bereits seine Biografie zu schreiben, ist schon ungewöhnlich. Doch mindestens genauso ungewöhnlich war das Leben, das Patricia Kelly in diesen vier Jahrzehnten geführt hat. In unserem kleinen Interview erzählt sie uns ein bisschen über das Schreiben und das Erinnern an schöne und weniger schöne Zeiten.
Frau Kelly, Sie wollten lange Zeit eigentlich kein Buch schreiben, obwohl es viele Angebote gab. Jetzt haben Sie es schließlich doch getan. Wie kam es dazu? Was hat Sie umgestimmt?
Patricia Kelly: Ich habe es vor allem für meine Kinder geschrieben. Das wollte ich immer einmal tun, als eine Art Vermächtnis. Aber eigentlich nicht jetzt schon, sondern erst viel später, wenn ich älter bin, und auch gar nicht für die Öffentlichkeit. Ende 2012 habe ich dann aber ganz nah miterlebt, wie eine junge Frau bei einem Autounfall fast ums Leben gekommen wäre. Acht Wochen später hatte jemand aus meinem näheren Umfeld ebenfalls einen Autounfall und ist sogar dabei gestorben. Das hat mir zu denken gegeben. Natürlich hatte ich den Tod nie verdrängt, aber diese beiden Ereignisse haben mir einfach ganz deutlich gezeigt, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Ich dachte mir, wenn ich jetzt sterben würde, dann hätte ich meinen Kindern all die vielen Erinnerungen und Erfahrungen nicht mehr hinterlassen können. Und dann gab es dieses sehr intensive Gespräch mit meinem Mann, der mir vor Augen geführt hat, dass ich, wenn ich meine Biografie jetzt nicht schreibe, es auch in 20 Jahren nicht tun werde – weil ich doch immer mit meiner Musik und allen möglichen Dingen beschäftigt bin. Nun hatte ich damals ohnehin ein Jahr Auszeit genommen, um mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen, und Denis hat mich überzeugt, dass es das richtige Timing wäre, mich jetzt hinzusetzen und meine Erinnerungen aufzuschreiben. Mit dem Adeo-Verlag hatte ich dann auch einen Partner, bei dem ich mich gut aufgehoben fühlte und wusste, dass ich mein Buch so schreiben können würde, wie ich wollte.
Da dies ja Ihr erstes Buch ist, war das Schreiben sicher eine ganz neue Erfahrung für Sie. Wie haben Sie es erfahren, wie haben Sie sich vorbereitet?
Patricia Kelly: Erstmal hatte ich Angst, weil ich nicht wusste, ob ich überhaupt schreiben kann. Und dann hatte ich große Bedenken, ob ich mich an genug Dinge erinnern kann. Ich wusste einfach nicht, was mich erwartet. Wenn ich zum Beispiel an eine CD herangehe, weiß ich ganz genau, wie ich mich vorbereiten muss, wie ich komponiere, Texte schreibe, arrangiere, dann kommt die Aufnahme und man hat das fertige Produkt. Beim Buch hatte ich keine Ahnung. 200 Seiten! Das war die ursprüngliche Planung, und da bekam ich einfach Angst. 200 Seiten! Wie sollte ich das bloß machen? Als erstes habe ich mir meinen Berater Thomas Lenz an die Seite geholt, denn ich wusste, er kann im Notfall Sachen im Deutschen zum Ausdruck bringen, die mir schwer fallen. Das hat mir Sicherheit gegeben. Und dann habe ich einfach angefangen zu schreiben. Dabei merkte ich sehr schnell, wie die Erinnerungen mir einfach aus dem Stift flossen. Es machte richtig Spaß!